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Als der Zug abgefahren war

(Eine Parabel von Ingo Wölbern, verfasst am 23.08.1988)




Er spürte das Gefühl, das öfter kam, wie ein Beben ihn schüttelte. Es kam oft. Es kam auch oft nachts, wenn die täglichen Problemchen des Tages sich verlaufen hatten in der Kanalisation der Psyche. Es bohrte!
Er spürte sein pochendes Herz, doch sagte nichts zu ihm, weil das ihre ihm wichtiger war als seines - obgleich doch etwas nicht stimmte zwischen diesen beiden. Und immer klopfte das Herz wallend und wütend. Wissend, was richtig sei und was richtig wäre, doch er öffnete nicht, aus Mitleid nicht aus Liebe.
Er wollte warten, was werden würde. Ende des Urlaubs sehe er sie, die ihn blockierte, dann entscheide er sich, dann würde er zum Bahnhof gehen und sein Gleis suchen, erst dann, das Beste suchend.

Bald wusste er, welches Ziel er brauchte, wohin er müsse. Doch sein Mitleid machte ihn blind und träge.
Er stand auf dem Bahnsteig, sah dem letzten Waggon hinterher - ein Passagier stand ein weißes Tuch winkend im Wind. Er weinte.
Abends stieg er in sein Bettchen und las ein kluges Büchlein und deckte seine Blöße mit seiunen täglichen Problemchen seiner Jahre zu.