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Der riskane, doch markante Unterschied

(Eine Parabel von Ingo Wölbern, verfasst am 11.05.1988)




Alles, was wert war und weich, schützte sich seit jeher. So konnte, zum Beispiel, im frischen Frühling sorglos seine Sprösse treiben, denn die Knospe war geschützt mit dichter Haut und Harz.
Und ebenso öffnete sich die Blume nicht, bevor sie fruchtbar war und Bienen locken konnte.

Die Schnecke, der Fisch, von Schleim geschützt, auch sie wehrten sich so der Attacken anders Gesinnter. Jede Wunde mit Schorf - wie asphaltiert, damit sie nicht mehr Schaden erleide!
Allen diesen war Schutz wichtig, wie auch dem Menschen. Alle diese hatten ihn, obgleich sie nicht denken konnten, anders als der Mensch.
Doch auch der Mensch hatte ihn lange Zeit und warf ihn meist ab, um zu erblühen, bekannte Farbe, um im Spiel der Meinungen teilzunehmen. Nur steuerte er den Zeitpunkt seines Erblühens selbst, konnte er ja denken, und offenbarte so sein Inneres oft viel zu früh.

Er unterschied sich von allen, und mancher spürte Schmerz seines Schutzschildes beraubt. Nur langsam bildete der sich neu. Ein paar Späte - der Vorsicht wegen - spürten ebenfalls Schmerz, denn sie verpassten ihre Zeit.

Der Gefahr ausgesetzt durch sein Denken. Dumm, dächte man! Aber macht ihn das nicht erst lebendig und annehmenswert?